
Familiäre Hypercholesterinämie als Herausforderung
Familiäre Hypercholesterinämie (FH) ist die häufigste erbliche Ursache von vorzeitigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atherosklerose. Zwischen 14 und 34 Millionen Menschen leiden weltweit an FH. Die genetische Erkrankung ist durch hohe bis extrem hohe Werte von Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C oder „schlechtes Cholesterin“) im Blut gekennzeichnet. Es gibt zwei genetisch verschiedene Formen von FH: homozygote FH (HoFH) und heterozygote FH (HeFH). Die LDL-C-Spiegel bewegen typischerweise im Bereich von 310 bis 580 mg/dl (8-15 mmol/l) bei heterozygoter und von 460 bis 1.160 mg/dl (12-30 mmol/l) bei homozygoter FH.1
Eine effektive Senkung der LDL-C-Spiegel bei homozygoten FH-Patienten ist durch diätetische Massnahmen oder pharmakologische Behandlung allein nicht zu erreichen. Extrakorporale Lipoprotein-Apherese stellt bei regelmässiger Durchführung zusammen mit diätetischen Massnahmen und medikamentöser Behandlung derzeit den modernsten Ansatz dar, um LDL-C-Werte bei diesen Patienten wirksam zu senken.

Zudem begünstigen hohe Spiegel von Lipoprotein(a) [Lp(a)] die Entwicklung von Atherosklerose.
Lp(a) weist eine strukturelle Ähnlichkeit zu LDL-C auf, mit einem zusätzlichen Apolipoprotein [Apolipoprotein (a)] auf der Oberfläche. Der Blutspiegel ist hauptsächlich genetisch bedingt. Über Funktion und Metabolismus von Lp(a) herrscht bisher keine vollständige Klarheit.
Jedoch besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem kardiovaskulären (CV) Risiko und Lp(a):
Erwiesenermassen ist Lp(a) ein unabhängiger CV-Risikofaktor.2 Durch diätetische Massnahmen oder medikamentöse Behandlung können erhöhte Lp(a)-Spiegel nicht wirksam behandelt werden.
Lipoprotein-Apherese ist die effektivste Methode zur Entfernung von Lp(a) bei Patienten mit Lp(a)-Konzentrationen von mehr als 60 mg/dl (120 mmol/l)3 und kardiovaskulären Begleiterkrankungen.
Bei der Lipoprotein-Apherese findet die Entfernung von Lipoproteinen [z. B. Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C) und Lipoprotein(a)] in einem extrakorporalen Kreislauf statt. Hierzu wird dem Patienten Blut aus einer Armvene entnommen und in das Apheresegerät geleitet, das den extrakorporalen Kreislauf überwacht. Das gereinigte Blut wird dann nach der Entfernung von LDL-C und Lp(a) über eine Vene im anderen Arm zurückgeführt. Die Lipoprotein-Apherese dauert je nach eingesetzter Methode durchschnittlich 60 bis 150 Minuten.
Da die Konzentration der Lipide nach einer gewissen Zeit wieder steigt, muss die Lipoprotein-Apherese in regelmässigen Abständen wiederholt werden. Die Häufigkeit der Behandlung kann von alle zwei Wochen bis zweimal pro Woche reichen, je nach nationalen Behandlungsrichtlinien und dem klinischen Zustand des Patienten. Nach den europäischen ESC/EAS-Leitlinien liegen die Zielwerte für Patienten mit sehr hohem CV-Risiko bei unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) für LDL-C und bei weniger als 50 mg/dl für Lp(a).4, 5
LDL/Lp(a) target levels according to EAS/ESC guidelines.4,5
Man unterscheidet bei der Lipoprotein-Apherese zwischen der Vollbluttherapie und der Plasmamethode. Fresenius Medical Care bietet ein Adsorptionssystem für die Vollbluttherapie (DALI®) und ein Kaskaden-Filtrationssystem für die Plasmamethode (MONET®). Für beide Systeme wird das ART Universal Gerät eingesetzt.
1 Nordestgaard BG et al.; European Heart Journal Dec. 2013; 34(45): 3478–90a
2 Nordestgaard BG, Langsted A.; Journal of Lipid Research Nov. 2016; 57(11): 1953–1975
3 Richtlinie Methoden vertragsärztliche Versorgung, 16 May 2015.
4 Catapano AL et al.; Atherosclerosis Journal. Oct. 2016; 253: 281–344.
5 Nordestgaard BG et al.; Lipoprotein(a): EAS Recommendations for Screening, Desirable Levels and Management, A Handbook for Clinicians, 2012.