Welche Therapieoption ist die richtige für mich?
Ihr Arzt hat mit Ihnen besprochen, dass Ihre Nierenfunktion stark beeinträchtigt ist und dass Sie bald eine Nierenersatztherapie wählen müssen, die für Sie am besten geeignet ist, um Ihr Leben und Ihre Lebensqualität zu erhalten. Da es für viele Patienten mehr als eine Therapiemöglichkeit gibt, ist es wichtig, dass Sie die Gelegenheit nutzen, sich über Ihre Therapiemöglichkeiten zu informieren, um die für Sie persönlich richtige Wahl zu treffen.
Patientengeschichten – eine Entscheidung treffen
Lernen Sie sieben Personen kennen, die eine Nierenersatztherapie benötigen, die offen über ihre persönlichen Erfahrungen mit verschiedenen Therapieoptionen berichten. Hören Sie sich die Vor- und Nachteile aus ihrer Sicht an und erfahren Sie mehr über ihre jeweiligen Gründe dafür, die Therapie zu wechseln. Ihre Geschichten geben einen Einblick in die verschiedenen Therapiemöglichkeiten der Peritonealdialyse, der Hämodialyse – ob im Zentrum oder zu Hause – und der Transplantation. Erfahren Sie, wie diese Menschen ihre Therapie in ihren Alltag integriert haben.
Annette
(Transplantation - CAPD)
Annette erhielt von ihrer Mutter eine Niere gespendet, aber es gab Komplikationen. Um ihre Flexibilität zu erhalten, entschied sie sich für die kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (CAPD), eine Dialysebehandlung zu Hause. In den letzten 8 Jahren hat sie die PD zu Hause erfolgreich bewältigt und ein erfülltes Leben mit der Behandlung erlebt.
Christine
(Transplantation – APD)
Christine erhielt ihre erste Nierentransplantation im Alter von 23 Jahren und eine weitere innerhalb ihrer Familie 27 Jahre später, die etwa 15 Jahre dauerte. Auf der Suche nach Unabhängigkeit entschied sie sich für die automatisierte Peritonealdialyse (APD), die sie zu Hause in der Nacht durchführen kann. Sie führt die APD nun seit fast 7 Jahren durch, was es ihr auch ermöglicht, zusammen mit ihrem Mann ihrer Leidenschaft für das Reisen nachzugehen.
Gerlinde
(CAPD)
Bei Gerlinde wurde in ihrer Kindheit eine Nierenerkrankung diagnostiziert, aber ihre Nierenfunktion blieb viele Jahre lang stabil. Als ihre Restnierenfunktion nachliess, musste sie sich für eine Behandlungsoption entscheiden. Sie entschied sich für die kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (CAPD), die es ihr ermöglicht, ein flexibles und aktives Leben mit ihrer Familie zu führen.
Michael
(In-center HD – CAPD – Transplantation)
Michael entschied sich zunächst für die zentrumsnahe Hämodialyse (HD), hatte aber Schwierigkeiten, Klinikbesuche und Arbeit zu vereinbaren. Daraufhin wechselte er zur kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse (CAPD). Später ergriff er eifrig die Gelegenheit für eine Nierentransplantation, die sein Aktivitätsniveau steigerte.
Frank
(CAPD – APD – In-center HD – HHD)
Frank begann zunächst mit der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse (CAPD), bevor er später auf die automatisierte Peritonealdialyse (APD) umstieg, die nachts durchgeführt wird. Aus medizinischen Gründen musste er auf die zentrumsnahe Hämodialyse umsteigen. Frank fand jedoch schliesslich eine Lösung in der Heim-Hämodialyse (HHD), die es ihm ermöglichte, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen und seinen Hobbys nachzugehen.
Katrin
(In-center HD – Transplantation – HHD)
Bei Katrin wurde mit 14 Jahren Typ-1-Diabetes diagnostiziert, und mit 26 Jahren wurde sie schliesslich dialysepflichtig. Sie begann mit der stationären Hämodialyse (HD), bevor sie sich zwei Nierentransplantationen unterzog, die beide nach etwa vier Jahren versagten. Danach erfuhr sie von der Heim-Hämodialyse (HHD), die ihr körperliche Erleichterung und Flexibilität bei der Zeiteinteilung brachte.
Sieglinde
(Transplantation – PD –
In-center HD)
Sieglinde hatte zunächst eine Nierentransplantation, bevor sie zur Dialyse wechselte. Sie versuchte es mit der Peritonealdialyse (PD), musste aber später ihre Optionen neu überdenken. Schliesslich entschied sie sich für die zentrumsnahe Hämodialyse (HD), weil sie sich unter professioneller Aufsicht während der Behandlung wohler fühlt.
Auswahl der richtigen Therapie für Sie
Die Wahl der richtigen Therapie bei Nierenversagen kann schwierig sein. Machen Sie sich mit den Therapieoptionen vertraut und wählen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt die Therapie aus, die am besten zu Ihrem Gesundheitszustand und Lebensstil passt.
Die von Ihnen gewählte Dialysebehandlung ist nicht in Stein gemeisselt. Ihr persönlicher Lebensstil und sich ändernde medizinische Faktoren spielen bei der Wahl der Therapie ebenfalls eine Rolle. Diese Faktoren können sich im Laufe Ihres Lebens ändern oder es kann Komplikationen geben, die einen Wechsel zu einer anderen Behandlungsform erfordern. Viele Patienten unterziehen sich in ihrem Leben nicht nur einer Behandlungsform.
Jede Therapieoption hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, und nicht jede Therapie ist für jeden Patienten geeignet, was Ihre Wahlmöglichkeiten einschränken kann. Gemeinsam mit Ihrem Arzt und Ihrer Familie können Sie entscheiden, welche Therapie für Sie im Hinblick auf die Behandlungsergebnisse und Ihre individuelle Lebensqualität am besten ist.
Wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg
Wir möchten Sie auf Ihrem Weg zur richtigen Therapie unterstützen und haben die wichtigsten Informationen zu den verschiedenen Therapieoptionen zusammengestellt.
- Mit einigen Tipps, die die Wahl der richtigen Therapie unterstützen, geben wir Ihnen eine Orientierungshilfe auf dem Weg zur Entscheidung.
- Wir möchten Ihnen die wichtigsten Therapieoptionen vorstellen:
Nierentransplantation, Peritonealdialyse, Hämodialyse, Heimhämodialyse und konservative Versorgung. - Die Dialyse verändert Ihren Alltag. Im Abschnitt Mein Leben mit Dialyse beschäftigen wir uns mit den wichtigsten Themen zur Auswahl einer Therapieoption: Alltag, Sport, Urlaub und Ernährung.
Nierentransplantation
Eine grössere Operation, bei der ein Patient mit Nierenversagen eine neue Niere erhält – entweder von einem lebenden oder verstorbenen Spender.
Eine Nierentransplantation ist die Übertragung einer gesunden Niere von einem Spender auf einen Patienten (Empfänger) mit chronischem Nierenversagen.
Ob ein Patient (Empfänger) für eine Nierentransplantation geeignet ist, hängt von verschiedenen medizinischen Faktoren ab. Es werden verschiedene Labortests durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Spenderniere und der Empfänger zueinanderpassen.
Die Zeit, die Patienten warten müssen, um eine Spenderniere zu erhalten, ist sehr unterschiedlich. Leider stehen nicht genügend Nieren für eine Transplantation zur Verfügung. Aus diesem Grund stehen Patienten oft lange auf einer Warteliste.
Wer kann eine Niere spenden?
- Ein lebender Blutsverwandter (z. B. Eltern oder Geschwister)
- Ein lebender, nicht verwandter Spender (z. B. ein Lebensgefährte oder sehr enger Freund)
- Ein verstorbener Spender, der sich vor seinem Tod zur Spende bereit erklärt hat
Wie funktioniert eine Nierentransplantation?
Die Spenderniere wird in die unteren Teile des Abdomens eingeführt. Die kranken Nieren werden in der Regel nicht entfernt, vor allem damit der Patient weiterhin von der verbleibenden Funktionen der Niere profitieren kann. Wenn alles gut läuft (d. h., die Operation erfolgreich verläuft und geeignete Medikamente eingenommen werden, um die Niere im Körper zu halten), übernimmt die neue Niere die Aufgaben der erkrankten Nieren so weit, dass die verlorene Nierenfunktion teilweise wiederhergestellt wird. Eine erfolgreich transplantierte Niere kann viele Jahre lang funktionieren. Wenn die Transplantation nicht erfolgreich verläuft, ist die Dialyse immer noch eine Option. Viele nierenkranke Patienten durchlaufen im Laufe ihres Lebens verschiedene Behandlungsmodalitäten (z. B. beginnen sie mit einer Peritonealdialyse, dann unterziehen sie sich einer Nierentransplantation und wechseln schliesslich zur Hämodialyse, wenn die Spenderniere ihre Funktion verliert oder Komplikationen auftreten) – eine fehlgeschlagene Transplantation ist nicht die letzte Option.
Was muss bei einer Nierentransplantation in Betracht gezogen werden?
Eine erfolgreiche Transplantation kann dazu beitragen, einen besseren Gesundheitszustand ohne Dialyse zu erreichen. Um eine Abstossung der Spenderniere zu verhindern, muss der Patient (Empfänger) während und/oder nach der Transplantation regelmässig Medikamente einnehmen. Diese Medikamente werden im Allgemeinen als Immunsuppressiva bezeichnet. In einigen Fällen können jedoch selbst diese Medikamente die Abstossung der Nieren nicht verhindern.
Da Ihr Immunsystem im Vergleich zu anderen schwächer ist, sollten Sie sich der möglichen Nebenwirkungen im Zusammenhang mit diesen Medikamenten bewusst sein, vor allem im Hinblick auf Infektionen. Daher ist es wichtig, dass Sie die von Ihrem Arzt empfohlenen Hygienemassnahmen befolgen. Diese Medikamente können auch andere unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, wie z. B. Veränderungen des Zahnfleischs, erhöhten Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, ein geschwollenes Gesicht, Blutarmut, unerwünschtes Haarwachstum, Hautprobleme und geschwächte Knochen. Informieren Sie Ihren Arzt, wenn eines dieser Symptome auftritt. Für Patienten mit einer Spenderniere ist es wichtig, dass die Medikamente gegen die Abstossung sowie andere Medikamente täglich eingenommen werden und dass regelmässige Untersuchungen zur Nachbeobachtung stattfinden.
Peritonealdialyse (PD)
Die Peritonealdialyse (PD) hat ihren Namen vom sogenannten Peritoneum (=Bauchfell). Dabei handelt es sich um ein dünnes, samtiges Gewebe, das die Bauchhöhle und die inneren Organe auskleidet. Es ist von Natur aus im Körper eines jeden Menschen vorhanden. Bei dieser Form der Dialyse wird das Peritoneum als natürlicher Filter genutzt, um die Nierenfunktion zu ersetzen. Dazu wird eine frische Dialyselösung in den Bauchraum eingebracht. Je nach ärztlicher Verordnung verbleibt es dort für einige Stunden und wird ersetzt, sobald die Giftstoffe und das überschüssige Körperwasser absorbiert wurden.
Der PD-Katheter
- Ein Katheter ist ein weicher, biegsamer Kunststoffschlauch, der etwa die Dicke eines Strohhalms im Durchmesser hat.
- Bei der Peritonealdialyse fliesst Dialyseflüssigkeit durch den Katheter in den Bauchraum bzw. aus dem Bauchraum heraus.
- Der Katheter wird im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffs in die Bauchhöhle eingeführt und verbleibt dauerhaft an Ort und Stelle. In der Regel ist er zwei Wochen nach der Operation einsatzbereit.
Es gibt zwei Arten der Peritonealdialyse
Die PD wird entweder als kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (Continuous Peritoneal Dialysis, CAPD) (manuell) oder als automatisierte Peritonealdialyse (Automated Peritoneal Dialysis, APD) (maschinell) durchgeführt. In seltenen Fällen kann auch eine Kombination von der zwei Arten verwendet werden. Beide Therapieoptionen werden in der Regel unabhängig voneinander bei einem Patienten zu Hause oder an anderen geeigneten Orten durchgeführt, z. B. bei der Arbeit oder auf Reisen im Hotelzimmer, in der Regel durch den Patienten oder eine Pflegekraft. Keine Sorge! Sie werden von Ihrem Behandlungsteam umfassend geschult, bevor Sie die Dialyse selbst durchführen. Sie werden über alle notwendigen Schritte informiert, und Sie werden hinterher stolz darauf sein, dass Sie Ihre Therapie selbst in die Hand genommen haben. Die Entscheidung für eine der beiden PD-Optionen hängt von der Lebensweise, dem Gesundheitszustand und den persönlichen Vorlieben des Patienten ab und wird in Absprache mit Ihrem Arzt getroffen. Es kann hilfreich sein, Verwandte oder andere Patienten in Ihre Entscheidung einzubeziehen. Alles kann gemeinsam erledigt werden!
Fakten über PD
- Sie führen die Behandlung selbstständig an sieben Tagen in der Woche zu Hause durch, wie von Ihrem Nephrologen verordnet.
- Sie sind jedoch nicht allein: Ein Arzt wird Sie regelmässig überprüfen und eine PD-Krankenpflegekraft steht Ihnen telefonisch zur Verfügung.
- Mit der PD sind Sie relativ flexibel. So können Sie Ihren Alltag planen – das kann wichtig sein, wenn Sie arbeiten, zur Schule gehen oder reisen.
- Darüber hinaus können Sie die PD fast überall durchführen, beispielsweise am Arbeitsplatz. Sprechen Sie jedoch vorher mit Ihrem Arzt darüber!
- Da Sie nicht zu einem Dialysezentrum fahren müssen, haben Sie mehr Zeit für sich und müssen nur Kontrolltermine bei Ihrem Arzt wahrnehmen.
- Die PD kann dazu beitragen, die Nierenrestfunktion aufrechtzuerhalten.
- Keine Nadeln (Einstiche) sind für die PD erforderlich, und die Behandlung ist in der Regel schmerzfrei.
Was Sie tun müssen, um bei der PD erfolgreich zu sein:
- In Ihrem Dialysezentrum erhalten Sie eine ausführliche Schulung, um sicherzustellen, dass Sie die PD selbständig durchführen können. Ausserdem lernen Sie die richtige Pflege von Kathetern.
- Beachten Sie, dass es einige Zeit dauern kann, bis Sie sich an die Flüssigkeit im Magen gewöhnen. Für Erwachsene ist es normalerweise kein Problem, zwei bis drei Liter Flüssigkeit in der Bauchhöhle zu haben.
- Wenn Sie bestimmte Vorsichtsmassnahmen beachten, können Sie das Risiko einer Infektion, der so genannten Peritonitis, vermeiden. Hygienekontrolle ist einer der wichtigsten Aspekte der PD-Therapie. Ihre Krankenpflegekraft wird Ihnen Anweisungen geben, wie Sie Infektionen vermeiden können.
- Sie benötigen ausreichend Stauraum für Ihr Zubehör zu Hause.
- Wenn Sie Diabetes haben, beachten Sie, dass Ihr Arzt möglicherweise Ihre Insulindosis anpassen muss. Dies liegt daran, dass der Zucker in der Dialyse Ihren Blutzuckerspiegel erhöhen kann.
- Sie werden Ihre Behandlung jeden Tag, sieben Tage die Woche, wie von Ihrem Nephrologen verordnet durchführen.
- Sie werden Ihr Dialysezentrum ein- oder zweimal pro Monat für Kontrolluntersuchungen mit Ihrem Arzt und Ihrem Betreuungsteam aufsuchen.
Kontinuierliche ambulante Peritonealdiayse (CAPD), kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse
Kontinuierlich ohne Gerät. In der Regel werden zu Hause drei bis fünf Flüssigkeitswechsel pro Tag durchgeführt.
Bei der CAPD findet die Dialyse kontinuierlich statt. Die Dialyselösung wird manuell in den Körper eingebracht und aus dem Körper entnommen. In der Regel wird die Flüssigkeit drei bis fünf Mal am Tag in einer sauberen Umgebung ausgetauscht – zu Hause, am Arbeitsplatz oder auf Reisen. Nach Rücksprache mit Ihrem Arzt kann der Flüssigkeitsaustausch beispielsweise auch in einem geeigneten Raum an Ihrem Arbeitsplatz stattfinden. Während der Dialyse sind Sie mit keinem Gerät verbunden, sodass Sie sich während der Behandlung bewegen können.
1. Schritt
Die Dialyselösung wird durch den Katheter in die Bauchhöhle eingefüllt.
2. Schritt
Die Dialyselösung verbleibt mehrere Stunden lang in der Bauchhöhle. Abfallprodukte und überschüssiges Körperwasser werden durch die Dialyse absorbiert.
3. Schritt
Nach einer festgelegten Zeit wird die Dialyselösung aus der Bauchhöhle ausgeleitet und durch eine frische Lösung ersetzt.
Nach Durchführung der Hygienemassnahmen schliessen Sie das CAPD-Set an Ihren Katheter an. Das CAPD-Set besteht in der Regel aus zwei Beuteln, einem leeren Abfallbeutel und einem Beutel, der mit 2–2,5 Litern Reinigungsflüssigkeit oder Dialysat gefüllt ist. Sie entleeren die gebrauchte Dialyselösung durch Ihren Katheter. Dies dauert etwa 20 Minuten. Nach dem Abfliessen der verbrauchten Lösung erfolgt das Spülen des Schlauchsystems („Flush“) mit einer kleinen Menge frischer Dialyselösung.
Jetzt können Sie die frische Dialyselösung in Ihre Bauchhöhle füllen. Indem Sie den Plastikbeutel in Schulterhöhe an die Infusionsstange hängen, zieht die Schwerkraft die Flüssigkeit in Ihren Bauchraum. Dieser Vorgang wird als Befüllen bezeichnet und dauert etwa 10 Minuten. Anschliessend können Sie das Set abnehmen und den Katheter verschliessen.
Der gesamte Prozess, der aus den drei Schritten Befüllen, Verweilen und Entleeren besteht, wird als Beutelwechsel bezeichnet. Dieser Vorgang dauert etwa 30 Minuten und wird normalerweise drei- bis fünfmal am Tag durchgeführt. Manche Patienten ziehen es vor, den Beutel vor oder nach den Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen zu wechseln. Alle notwendigen Schritte werden Ihnen vorab in einer ausführlichen Schulung vermittelt und erklärt.
Das Dialysat verbleibt mehrere Stunden lang in Ihrer Bauchhöhle. Dies wird als „Verweilen“ bezeichnet. Während dieser Verweilzeit, d. h. in der Zeit zwischen zwei Austauschvorgängen, werden Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut über das Bauchfell in das Dialysat abgeleitet, das beim nächsten Beutelwechsel aus dem Körper entfernt wird.
Automatisierte Peritonealdialyse (APD)
Automatisierte Behandlung, bei der ein Gerät den Flüssigkeitsaustausch durchführt. APD-Behandlungen werden in der Regel zu Hause durchgeführt.
Bei der APD wird der Beutel in einem automatisierten Verfahren mit einem speziellen Gerät, dem so genannten Cycler, ersetzt. Die Behandlung ist bei jedem Patienten anders und wird an Ihre persönlichen Bedürfnisse angepasst. Ihr Arzt bestimmt die Anzahl der Beutelwechsel und die Länge der Verweilzeit. Die APD kann als längere Einzelsitzung während des Schlafs, als mehrere kürzere Sitzungen tagsüber oder nachts oder als Kombination aus beidem durchgeführt werden. Normalerweise beläuft sich die Behandlungszeit auf acht bis zwölf Stunden pro Tag. Sie erhalten eine ausführliche Einweisung in die Bedienung des Geräts.
Als PD-Patient lernen Sie, Ihre Therapie selbstständig zu Hause durchzuführen. Dazu gehört ein gewisses Mass an persönlicher Verantwortung. Die Dialyse zu Hause bedeutet jedoch nicht, dass Sie allein sind! Wenn Sie Fragen haben oder weitere Unterstützung benötigen, können Sie sich an Ihr Behandlungsteam wenden.
Hämodialyse
Während einer Hämodialysebehandlung wird Ihr Blut ausserhalb Ihres Körpers durch einen Dialysator, auch Filter oder künstliche Niere genannt, gefiltert, um unerwünschte Abfallprodukte, Giftstoffe und überschüssige Körperflüssigkeiten zu entfernen. Für die Behandlung muss ein spezieller Zugang zum Blutkreislauf (vaskulärer Zugang) geschaffen werden, über den Ihre Blutgefässe während der Behandlung zugänglich sind. Es gibt drei Hauptarten von Gefässzugängen: Fistel, Implantat oder Katheter. Ein Chirurg legt diesen Zugang an, in der Regel am Arm oder manchmal am Bein, wenn es sich um eine Fistel oder ein Implantat handelt. Katheter werden üblicherweise in die Halsgefässe eingeführt. Der bevorzugte Zugang für die HD ist eine Fistel. Dabei handelt es sich um einen Zugang im Arm, der durch die Verbindung von Vene und Arterie in einem kleinen chirurgischen Eingriff geschaffen wird und der nachweislich bessere Ergebnisse als ein Implantat oder ein Katheter aufweist.
Bei der Hämodialyse wird eine Lösung, das so genannte Dialysat, verwendet, um unerwünschte Substanzen aus dem Blut zu entfernen. Anders als bei der Peritonealdialyse befindet sich im Dialysator eine spezielle künstliche Membran, die die Reinigung des Blutes ermöglicht. Mit diesem Vorgang wird das Blut gereinigt und danach wieder in den Körper geleitet.
Eine typische Hämodialysebehandlung dauert vier bis fünf Stunden und wird dreimal pro Woche wiederholt. Zeitpunkt, Dauer und Häufigkeit der Hämodialyse sind abhängig von medizinischen Aspekten und Ihrem Lebensstil.
Wenn Sie sich für eine Dialyse im Dialysezentrum entscheiden, haben Sie in der Regel drei feste Termine pro Woche. Bei dieser Behandlungsoption bereitet das Dialyseteam die Dialyse für Sie vor, führt sie durch und überwacht sie.
Fakten über die Hämodialyse
- Die Behandlung wird von geschulten Krankenpflegekräften und Ärzten durchgeführt.
- Ihre Dialyse findet immer am selben Ort statt. Sie müssen keine Dialysegeräte oder -materialien zu Hause lagern.
- Während der Dialyse können Sie lesen, sich entspannen, am Computer arbeiten, fernsehen, Musik hören oder etwas anderes tun, was Ihnen Spass macht.
- Sie können auch mit anderen Dialysepatienten sprechen. Schliesslich ist es gut, zu wissen, dass Sie in dieser Situation nicht allein sind. Für viele Patienten ist die Dialysebehandlung eine Gelegenheit, soziale Kontakte zu knüpfen, und manchmal entwickeln sich enge Freundschaften zwischen den Patienten.
Beachten Sie Folgendes:
- Halten Sie sich genau an Ihren Dialyseplan: in der Regel drei Termine pro Woche, vier bis fünf Stunden am Tag, plus An- und Abreise.
- In den ersten Monaten der Therapie können Sie nach der Dialyse noch erschöpft und wackelig auf den Beinen sein. Wenn dies der Fall ist, bitten Sie ein Familienmitglied oder einen Freund, Sie zu den Sitzungen zu bringen und von dort abzuholen. Einige Dialysezentren bieten vielleicht ebenfalls Unterstützung an.
Heimhämodialyse
Die Behandlung wird bequem zu Hause durchgeführt, bei Bedarf mit Hilfe einer Betreuungsperson.
Wenn Sie sich für die Heimhämodialyse (HHD) entscheiden, führen Sie oder eine Betreuungsperson die Vorbereitung, Durchführung und Überwachung der Behandlung zu Hause durch. Das Dialysegerät und die Dialyseartikel werden im häuslichen Umfeld verwendet. Je nach verwendetem Gerätesystem muss möglicherweise Ihre Strom- und Wasserversorgung angepasst werden. Es gibt inzwischen auch einzelne tragbare Geräte, die es Ihnen ermöglichen, einfacher zu verreisen.
Grundsätzlich ist das Verfahren mit der Hämodialyse in einem Dialysezentrum vergleichbar, nur dass hier das Dialysegerät und die benötigten Materialien bei Ihnen zu Hause zum Einsatz kommen. Typischerweise wird eine Hämodialyse 3 bis 4 Mal pro Woche durchgeführt. Die Heimhämodialyse kann etwas flexibler gestaltet werden, beispielsweise indem zusätzliche Behandlungen hinzugefügt werden. Diese Behandlungsform wird dann als frequente Heimhämodialyse bezeichnet. Die frequente Heimhämodialyse wird in der Regel 5 bis 6 Mal pro Woche durchgeführt und ermöglicht Ihnen auch kürzere Dialysesitzungen, je nachdem, für welche Therapieoption Sie sich gemeinsam mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt entscheiden.
Es hat sich herausgestellt, dass die hochfrequente Heimhämodialyse Patientinnen/Patienten verschiedene Vorteile bietet, welche Flexibilität und Lebensqualität verbessern können. Diese Vorteile betreffen sowohl die körperliche als auch auf die mentale Leistungsfähigkeit. Beispiele können eine freiere Ernährung1, niedrigerer Blutdruck2,3 und damit verbundene Reduzierung der Medikation1 sowie verbesserte Überlebensraten sein.4
Für die psychische Gesundheit wurden zusätzliche Vorteile der häufigen HHD beschrieben. Eine kurze, tägliche Hämodialyse-Sitzung verbessert nachweislich die psychische Gesundheit und führt zu weniger depressiven Episoden.
Wenn Sie berufstätig sind, kann sich ausserdem Ihre Arbeitssituation verbessern, da die Dialysezeit kürzer ist.
Schliesslich können Schlafstörungen und unruhige Beine verringert werden.
All diese Vorteile können sich stark auf die individuelle Situation und das Wohlbefinden des Patienten auswirken. Daher könnte häufige HHD eine Behandlungsoption sein. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Dialyseteam, wenn dies auch für Sie eine Option sein könnte.
HHD wird als bevorzugte Wahl für Patienten vorgeschlagen, die weiterhin arbeiten, so flexibel wie möglich bleiben und die Dialyse in einer vertrauten Umgebung durchführen möchten.
Wissenswertes zur Heimhämodialyse (HHD)
- Sie sind im Vergleich zur Zentrumsdialyse flexibler, was Arbeit, Schule oder soziale Aktivitäten betrifft, da Sie Ihre Dialysezeiten selbst wählen können.
- Sie bleiben während der Dialyse in der vertrauten Umgebung Ihres Zuhauses, können aber jederzeit Ihr Behandlungsteam telefonisch erreichen.
- Sie können sich normalerweise mit weniger Einschränkungen ernähren.
- Sie müssen für die Dialyse das Haus nicht verlassen, was Fahrzeiten einspart und An- und Abreise einfacher gestaltet.
- Sie können die Heimhämodialyse in der Regel komplett eigenständig erledigen.
Beachten Sie bei der Heimhämodialyse HHD:
- Sie durchlaufen eine 4 bis 8-wöchige Schulungsphase, oft gemeinsam mit einer Vertrauensperson.
- Wenn Sie eine Angehörige/einen Angehörigen oder eine Freundin/einen Freund haben, der Ihnen bei der Dialyse hilft, muss sie/er verlässlich sein. Sie/Er muss sich bereit erklären, bei Ihrer Dialyse mitzuwirken oder zur Überwachung bei Ihnen zu bleiben.
- Sie oder Ihre Bezugsperson müssen dazu bereit sein, die Dialyse vorzubereiten und das Gerät im Anschluss zu reinigen.
- Es muss geprüft werden, ob Ihre Wasser- und Stromversorgung erneuert oder umgebaut werden muss.
- Außerdem müssen Sie bei sich zu Hause Stauraum schaffen, um Materialien und Geräte zu lagern.
- Sollten Sie Angst vor Nadeln haben, ist dies ein Punkt, den Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen sollten. Sprechen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt darauf an!
Dialyse in einem Zentrum
Die Behandlung erfolgt in einem Dialysezentrum. Das medizinische Personal bereitet die Behandlung vor, führt sie durch und überwacht sie.
Wenn Sie sich für eine Dialyse im Zentrum entscheiden, haben Sie in der Regel drei feste Termine pro Woche in Ihrem Dialysezentrum, üblicherweise für eine vierstündige Behandlung. Bei dieser Behandlungsoption bereitet das Dialyseteam die Dialyse für Sie vor, führt sie durch und überwacht sie.
Konservative Versorgung
Es gibt Situationen in denen der Beginn einer Nierenersatztherapie nicht sinnvoll ist, da die erwarteten Komplikationen größer sind als der mögliche Nutzen einer Nierenersatztherapie.
Besonders bei schwersten Krankheitsverläufen kann dies der Fall sein. Auch die Bedürfnisse der Patientin/des Patienten sind massgeblich für die Entscheidung zu einer so genannten „Konservativen Therapie“.
Die Nierenfunktion wird dann nicht ersetzt. Ohne Ersatz der Nierenfunktion ist ein längeres Weiterleben nicht möglich. Ihr Behandlungsteam wird Sie weiterhin unterstützen, Ihre Symptome mit Medikamenten zu behandeln und gegebenenfalls diätische Massnahmen zu verordnen. Bei der konservativen Therapie geht es darum, Beschwerden und Schmerzen zu lindern, die mit den Symptomen von Nierenversagen im Zusammenhang stehen.
Ihr medizinisches Behandlungsteam wird gemeinsam mit Ihnen eine fundierte und überlegte Entscheidung treffen.
Treffen Sie eine Wahl
Für Ihre Gesundheit ist es entscheidend, dass Sie Ihre Termine wahrnehmen und Ihren Behandlungsplan einhalten. Daher ist es wichtig, eine Therapie zu wählen, die zu Ihrer persönlichen Situation passt. Denken Sie immer daran: Die Zeit, die Sie investieren, kann sich in einem erfüllteren, aktiveren und gesünderen Leben auszahlen.
Sie haben nun einen Überblick darüber erhalten, welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Sie können gemeinsam mit Ihrem medizinischen Behandlungsteam besprechen und entscheiden, welche dieser Behandlungsmöglichkeiten für Sie am besten geeignet ist.
Im nächsten Abschnitt erfahren Sie mehr darüber, wie Sie die richtige Entscheidung treffen.
1 Mucsi I, Hercz G, Uldall R, Ouwendyk M, Francoeur R, Pierratos A. Control of serum phosphate without any phosphate binders in patients treated with nocturnal hemodialysis. Kidney Int. 1998;53(5):1399-1404. doi:10.1046/j.1523-1755.1998.00875.x
2 Culleton BF, Walsh M, Klarenbach SW, et al. Effect of frequent nocturnal hemodialysis vs conventional hemodialysis on left ventricular mass and quality of life: a randomized controlled trial. JAMA. 2007;298(11):1291-1299. doi:10.1001/jama.298.11.1291
3 Chan CT, Shen SX, Picton P, Floras J. Nocturnal home hemodialysis improved baroreflex effectiveness index of end-stagerenal disease patients. J Hypertens. 2008; 26(9):1795-1800. doi: 10.1097/HJH.0b013e328308b7c8
4 Marshall MR, Polkinghorne KR, Kerr PG, Hawley CM, Agar JW, McDonald SP. Intensive Hemodialysis and Mortality Risk in Australian and New Zealand Populations. Am J Kidney Dis. 2016;67(4):617-628. doi:10.1053/j.ajkd.2015.09.025
5 Rydell H, Ivarsson K, Almquist M, Segelmark M, Clyne N. Improved long-term survival with home hemodialysis compared with institutional hemodialysis and peritoneal dialysis: a matched cohort study. BMC Nephrol. 2019;20(1):52.
Veröffentlicht am 13. Feb. 2019. doi:10.1186/s12882-019-1245-x
6 Marshall MR, Walker RC, Polkinghorne KR, Lynn KL. Survival on home dialysis in New Zealand. PLoS One. 2014;9(5):e96847. Veröffentlicht im 7. Mai 2014. doi:10,1371/ journal.pone.0096847